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Sächsische Pilgerbegleiterausbildung

Alte Wege formten sich ursprünglich nach den Gegebenheiten der Landschaft. Die Menschen haben diese Wege über Jahrhunderte gefestigt. Die Pilger durchreisten das Abendland mit dem Wissen um heilige Ziele. Auch heute berührt man mit jedem Schritt auf einem Pilgerweg die Geschichte der Pilger vergangener Jahrhunderte. Pilgerwege stehen allen Menschen offen. Aber gern schließen sich die Menschen auch einer Pilgergruppe an. Durch Pilgerbegleiter*innen sollen Pilgergruppen spirituell und verantwortungsbewusst begleitet werden. Mit diesem Qualifizierungskurs werden Interessierte ermutigt, ein- oder mehrtägige Pilgerreisen für Gruppen zu planen, vorzubereiten, anzubieten und durchzuführen. Die Ausbildung schließt mit einer Teilnahmebestätigung ab.

Einen Erfahrungsbericht finden Sie unten auf dieser Seite.

Zur Ausbildung
Die aktuelle Ausbildung ist ausgebucht (05.–08.04.2024 in Kohren-Sahlis / 21.–25.06.2024 in Kohren-Sahlis / 23.–25.08.2024 in Moritzburg).

Die nächste Ausbildung startet im März 2025. Sie wird in drei aufeinander aufbauenden Modulen durchgeführt:

1. Modul (Basiskurs) 07.–10.03.2025 in Kohren-Sahlis
2. Modul (Praxistage) 16.–20.05.2025 in Kohren-Sahlis
3. Modul (Vertiefungstage) 27.–29.06.2025 in Moritzburg

Lehrgangsinhalte
Die Inhalte der Ausbildung sind die Geschichte und Theologie des Pilgerns, Pilgern in den unterschiedlichen Konfessionen, Einführung in die Seelsorge, Fragen der Kirchenpädagogik, Erstellung von spirituellen Impulsen …

Kosten
Die Kosten der Pilgerbegleiterausbildung betragen insgesamt 180 €. Darin inklusive sind Unterkunft und Verpflegung.

Anmeldung
Hier können Sie sich anmelden oder uns eine Interessensbekundung zusenden.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pilgerbegleiterausbildung im Jahr 2023

11 neue Pilgerbegleiter*innen wurden 2024 in Sachsen ausgebildet

Am vergangenen Sonntag, dem 25.08.204, wurden nach einer erfolgreichen Ausbildung die Zertifikate und Teilnahmebescheinigungen an 11 Pilgerbegleiter*innen übergeben. Die Ausbildung zur Pilgerbegleiterin in Sachsen gibt es nun schon seit 3 Jahren. Die Frauen und Männer werden in 3 Modulen in insgesamt 12 Tagen mit dem notwendigen Wissen ausgerüstet. Innerhalb der Ausbildung spielen u.a. die praktischen Einheiten auf den Pilger- und Wanderwegen in der Umgebung des Ausbildungsortes eine große Rolle. Das letzte Modul der diesjährigen Ausbildung fand von Freitag bis Sonntag der vergangenen Woche auf dem „EHS Campus Moritzburg“ statt. Im letzten Modul ging es vor allem um Fragen der Kommunikation und der Seelsorge auf dem Weg. Dazu wird das Netzwerk in allen Richtungen dargestellt. So konnten wir u.a. Claudia Rimek-Isaack von der DMO Elbland Dresden, Albrecht Nollau, den Superintendenten des Kirchenbezirkes Dresden-Nord sowie Heike Strauß, eine im vergangenen Jahr ausgebildete Pilgerbegleiterin aus Freiberg, begrüßen. Außerdem stellten die Teilnehmenden im Rahmen eines Kolloquiums ihre umfangreich ausgearbeiteten ein- und mehrtägigen Pilgertouren vor. Das war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Feuerwerk“. Sehr innovative und kreative Pilgertouren warten nun auf ihre Umsetzung. Jeder der Absolvent*innen hat schon mindestens eine Idee, welche Pilgerwanderung noch im Herbst oder zu Beginn des neuen Jahres in Ihrer Heimat umgesetzt werden soll. Es ist also abzusehen, dass es in den verschiedenen Regionen Sachsens in nächster Zeit interessante Pilgerangebote zu erleben sein werden. In einem sehr schönen Gottesdienst in der Moritzburger Kirche, der vor allem durch das Diakonenhaus in Moritzburg ausgestaltet wurde, konnten wir, Michael Kummer und Holger Richter, als die Referenten der Ausbildung, die Zertifikate und die Teilnahmebescheinig-ungen übereichen. Im Anschluss gab es nur noch glückliche Gesichter. Die Absolvent*innen trafen sich danach in einer letzten Seminarrunde. Sehr deutlich wurde noch einmal, dass ihnen die Zeit der Ausbildung noch lange in Erinnerung bleiben wird und dass sie jetzt voller Freude nach Hause fahren, um das Gelernte baldmöglichst praktisch umsetzen zu können. Weitere Informationen zur Pilgerbegleiter-Ausbildung sowie zur Wander- und Pilgerakademie insgesamt gibt es bei: holger.richter@evlks.de

Gedanken einer Pilgerbegleiterin

Nach meiner Ausbildung in der sächsischen Wander- und Pilgerakademie kam schnell die Frage in unserer Kirchgemeinde auf, ob sich eine Pilgertour in die Konfirmandenarbeit integrieren lässt. Nach ziemlich schneller Zusage stand ein Termin fest und die Planungen begannen. Konzepte für „Pilgern auf dem Lutherweg“, „Feiertagspilgern“ und „Pilgern mit Trauernden“ waren vorhanden und oft mit gemischten Altersgruppen durchgeführt. Die Zielgruppe der Konfirmanden und Jugendlichen war jedoch nochmal eine andere Herausforderung.  Vieles wurde bedacht und doch wieder verworfen. Passte die Länge der Tour, sind die spirituellen Impulse altersgerecht und tiefgründig? Ist eine Übernachtung mit einfachstem Standard in der Kirche für alle ok?

Meine Bedenken waren völlig unbegründet. Nach der Begrüßung hat die Gruppe zusammengefunden und es waren dankbare und bewegende 20 km.

Ganz berührt von persönlichen und positiven Begegnungen nehme ich eine große Kraft mit für kommende weitere thematische Pilgertouren.

PS: Der Pilgertermin für 2025 steht schon im Konfirmandenkalender.

Heike Raubold, Grimma

 

Eine Konfirmandin schreibt:

Unsere Pilgerreise

Hallo alle zusammen, wir waren als Kirchgemeinde zusammen mit unserem Pfarrer Markus, mit der Pfarrerin Birgitt aus Trebsen und unserer Pilgerführerin Heike von Döben nach Höfgen pilgern.

Bei unserem Start in der Kirche zu Döben, hat uns Heike erklärt, dass Pilgern wie beten auf Füßen ist.  Heike hat uns auch erklärt, dass die meisten Leute Pilgern gehen, wenn sie viel um die Ohren haben, Stress haben oder eine schwierige Phase in ihrem Leben gerade durchmachen. In der Kirche zu Döben haben wir uns einander vorgestellt und ein kleines Heft von Heike bekommen. Bei unserem Start hat auch das Radrennen neben der Kirche begonnen. Wir sind zuerst nach Baren gepilgert und haben dort ein kleines Picknick gemacht, nebenbei hat uns Heike ein Kreuz und ein Herz gegeben. Mit dem Kreuz sollten wir mit den anderen teilen, was man denn so mit seinem Pilgerpartner beredet hat, und mit dem Herz durfte man sagen, für was man brennt. Nach der kleinen Pause war unser nächstes Ziel Hohnstädt, auf dem Weg dahin sollten wir mit keinem reden, also über uns nachdenken, was beim Pilgern sehr wichtig ist. Es war für uns anders mal seine Gedanken über die Welt und Gott nicht zu teilen, sondern einfach für sich selbst behalten und noch mehr darüber nachzudenken. Im Seume Park war dann die schweige Strecke beendet. Auf dem Friedhof an der Kirche Hohnstädt haben wir nochmal eine Pause gemacht und etwas gegessen. Nach dem Essen durften wir sogar auf den Kirchturm hinauf, die Aussicht war überragend schön, man hat ganz Grimma gesehen. Der nächste Stopp war dann der Tempel und die Aussichtsplattform direkt daneben. Nach der großartigen Aussicht über Grimma, hat unser Pfarrer Markus uns ein Eis bei Rewe spendiert, lecker! Am Pfarrhaus Grimma sind wir auch vorbeigekommen. Für uns ging es nach dem Pfarrhaus, über die Hängebrücke zum Rabenstein an der Wassermühle vorbei und dann waren wir auch schon gegen 18 Uhr in Höfgen angekommen. An dem Tag sind wir rund 20 km gepilgert. Nach der Ankunft wurde das Nachtlager in der Kirche aufgeschlagen und wir haben Abendbrot gegessen. Unsere Jungs haben gegrillt. Auf dem Weg nach Höfgen sollten wir Steine sammeln, die von der Größe her die Stürme in unserem Leben beschreiben, von diesen Stürmen haben wir dann bei dem Abschluss nach dem Abendessen einander erzählt. Mit Henning haben wir auch noch getrommelt und geübt für den Gottesdienst am herauffolgenden Tag im Kloster Nimbschen. Dann war auch schon Schlafenszeit. Am nächsten Tag sind wir früh aufgestanden, gefrühstückt und unsere Sachen zusammengepackt, denn es stand der Gottesdient im Kloster auf unserem Plan. Wir sind mit der Fähre über die Mulde und ein kleines Stück gelaufen dann waren wir schon da. Beim Gottesdienst waren wir zweimal dran mit Trommeln.

Ich finde es war ein schönes Erlebnis mit meiner Gemeinde pilgern zu gehen, da man mehr über sich und sein Umfeld nachdenkt.

Pilgern für Anfänger:
Gedanken über erste Erfahrungen bei der Gestaltung und Durchführung begleiteter Pilgertouren kommen von Heike Strauß eine Absolventin der Wander- und Pilgerakademie Sachsen:
Im Rahmen einer Maßnahme der Evangelischen Erwachsenenbildung habe ich mich in Kohren-Sahlis zur Pilgerbegleiterin ausbilden lassen und im Juli 2023 das entsprechende Zertifikat erhalten. Die Ausbildung war sehr wertig und inspirierend – für mich war sie ein Geschenk. Ich habe viel gelernt, was ich jetzt mit großer Freude umsetzen kann.
Vielen Dank dafür. Kurze Zeit nach Kohren-Sahlis war ich selbst pilgern, und zwar auf dem Ökumenischen Pilgerweg. Auch dieses Erlebnis war intensiv und wunderschön, so dass ich (unterstützt durch meinen „Pilgerassistenten“) im Herbst 2023 begonnen habe, Konzepte für eintägige und zweitägige Pilgertouren zu erarbeiten, wobei sich unser Angebot an Menschen richten soll(te), die Interesse am Pilgern haben, weil sie eine Auszeit benötigen, sich in einem Umbruch befinden, nach Wegen in die Stille und zur Selbstreflexion suchen oder aber einfach gern in der Natur unterwegs sind.
Viele dieser Menschen tragen sich zwar mit dem Gedanken und dem Wunsch zur Pilgerschaft, brauchen aber einen Impuls, tatsächlich loszulaufen. Diesen Impuls woll(t)en wir gern vermitteln. Die erste Erfahrung war, dass die Vorbereitung von Pilgerprojekten sehr viel Zeit benötigt: Man sucht einen Weg, der tatsächlich zum Pilgern geeignet ist (schön, vielfältig, mit gutplatzierten „Kraftorten“ für die Impulse, möglichst einer Anbindung an die Öffentlichen Verkehrsmittel und manches mehr). Wenn diese Kriterien erfüllt sind, gilt es den Weg mit Leben zu erfüllen, d.h. ein passendes Pilgerthema und die entsprechenden Impulse zukonzipieren. Neben intensiven Recherchen zu passenden Texten und viel Muse hilft es, die Pilgertour zwei- oder dreimal abzulaufen: Der Weg „sagt“ Dir dann, wie Du ihn gestalten kannst. Aber es dauert lange, bis das Gesamtkonzept wirklich stimmig ist. Auf diese Weise entstanden im Verlauf von ca. 6 Monaten zwei Pilgerprojekte: „Einladung zum Pilgern: Geführte, zweitägige Pilgerwanderung im Kohrener Land“ mit der Yoga-Community von Freiberg und „Geführte Pilgertour: Wildbachromantik und Kloster Altzella“ unter dem Dach der Volkshochschule Mittelsachsen. Beide Pilgerprojekte haben im Mai dieses Jahres stattgefunden und waren aus meiner(unserer) Sicht ein voller Erfolg. Es hat alles gut geklappt, die Teilnehmer haben sich mit Freude und Hingabe dem jeweiligen Weg und Pilgergedanken hingegeben und auf diese Art mitgestaltet. Das Feedback war durchweg positiv und der Wunsch nach weiteren Pilgertouren wurde laut. Alles in allem darf festgestellt werden, dass die Ausbildung in Kohren-Sahlis Früchte in Form wunderschöner Pilgerprojekte getragen hat und wir mit großer Begeisterung auch inder näheren Zukunft mithelfen werden, den Pilgergedanken in Sachsen weiter zu etablieren und wachsen zu lassen. In diesem Sinne: Buen Camino.…. bleibt noch eine Frage: Macht pilgern auch im Regen Spaß?
Die Antwort lautet: JA, unbedingt.
Fortbildung für Pilgerbegleiter*innen in Sachsen im April 2024
An einem Wochenende trafen sich Pilgerbegleiter*innen aus Sachsen in einer wunderbaren Herberge am Ökumenischen Pilgerweg: im Vereinshaus des PRO Wal- und Wüsteberg e.V., in Schwosdorf. Für alle Teilnehmer*innen war es ein sehr intensives Wochenende. Nach dem Ankommen in der Herberge, dem Ausrollen der Schlafsäcke und einem liebevollen, von der Herbergsmutter Claudia Zickler, vorbereiteten Abendbrot, ging es gleich zur Sache. Wir beschäftigten uns mit der Liedersammlung der Bibel, den Psalmen. In vielfältigen Schritten näherten wir uns dem Reichtum dieser Liedersammlung und nahmen die Erfahrungen der Psalmbeter mit auf unsere Pilgerwege. Besonders am Samstag waren wir fast den ganzen Tag in der wunderbaren Landschaft der Lausitz unterwegs. Viele Gedanken bewegten uns und wurden im vertrauensvollen Gespräch intensiv ausgetauscht.
Alle Teilnehmenden gingen mit neuen Impulsen wieder zurück in den Alltag, um in den kommenden Monaten diese und jene Pilgertour in ihrer Heimat-Region vorzubereiten und durchzuführen. Einmal mehr erkannten wir bei der Verabschiedung am Sonntagmittag, dass es beim Pilgern auch viele Berührungspunkte zu den Erfahrungen des Wanderers gibt. Deshalb wird uns ein Text, den wir an dem Wochenende gehört haben weiter beschäftigen: Wanderer in unbekanntes Land
„Ein Wanderer geht, um in neues, ihm unbekanntes Land zu gelangen, auf neuen, unbekannten und noch nicht erprobten Wegen. Er kann in neues Land nicht gelangen und wird nicht mehr erfahren, als er vorher wusste, wenn er sich nicht auf neue, ihm noch unbekannte Wege begibt und die ihm bekannten Pfade hinter sich lässt. Er muss sich in das unbekannte, noch Dunkle wagen, und würde er das was er bisher weiß, nicht hinter sich lassen, so würde er bei seinen Kenntnissen stehenbleiben.“ (nach Johannes vom Kreuz)
Ebenso erfahren es auch die Menschen auf den Pilgerwegen: Neue Wege entstehen nur dann, wenn wir sie gehen.
Wenn Sie Fragen zum Thema „Pilgern in Sachsen“ haben, schreiben sie gern an: holger.richter@evlks.de