27.06.2025
Vielfältig, familienfreundlich, voller Entdeckungen: Sachsen als Sommerziel

Im Interview mit LTV-Präsident Landrat Dr. Stephan Meyer
Sachsen ist als Reiseziel gefragt in den Sommerferien – und das längst nicht nur in den bekannten Hotspots. Ob Naturerlebnis, Familienurlaub oder Kulturgenuss: Die Regionen zwischen Vogtland und Oberlausitz zeigen sich im Sommer von ihrer vielfältigsten Seite. Im Interview spricht LTV-Präsident Dr. Stephan Meyer über aktuelle Trends, neue Highlights und die Chancen für weniger bekannte Urlaubsorte.

Sachsen wird bei Touristen immer beliebter. Rechnen Sie in den Sommerferien in einzelnen Regionen evtl. mit neuen Besucherrekorden?
In einigen Regionen, wie der Oberlausitz oder der Sächsischen Schweiz, melden Gastgeber eine sehr gute Auslastung für die Sommermonate – teils bis zu 90 Prozent. Während absolute Rekorde nicht sicher prognostiziert werden können, rechnen wir vielerorts mit einer guten Saison auf Vorjahresniveau oder gar leicht darüber.
Stark nachgefragt bei den Gästen sind derzeit Aktivurlaub, Urlaub am Wasser, Wellness & Entspannung sowie Familienurlaub (Ferienwohnung oder Camping) – hierfür bieten auch die sächsischen Regionen Vogtland, Erzgebirge oder die Region Leipzig perfekte Bedingungen.
Wo erwarten Sie in diesem Sommer die höchsten Besucherzahlen?
Ergänzend zu den bereits genannten Regionen zieht auch Chemnitz, die Kulturhauptstadt Europas 2025 mit internationaler Strahlkraft Gäste aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt nach Sachsen. Wir hoffen und erwarten, dass sich der positive Trend mit einem Anstieg der Übernachtungen in Chemnitz und der Kulturhauptstadtregion weiter fortsetzt und auch auf das gesamte Reiseland ausstrahlt.
Wenn Sie Touristen aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland persönlich Tipps geben könnten: Welche Reiseziele würden Sie Ihnen in Sachsen – außerhalb der Metropolen Dresden und Leipzig – ans Herz legen?
Sachsen hat so viel zu bieten, jede Region hat seinen Reiz – sei es Wandern auf einem der 11 Qualitätswanderwege, wie dem Vogtland Panorama Weg, der dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum feiert, Pilgern auf der Via Sacra oder ein Ausflug in die drei sächsischen UNESCO-Welterbestätten (Muskauer Park, Montanregion Erzgebirge, Brüdergemeinde Herrenhut).
Wie gerade schon erwähnt, sollte man auch einen Besuch in Chemnitz, der Kulturhauptstadt Europas 2025, und der dazugehörigen Kulturhauptstadtregion – zu der 38 Kommunen gehören – auf keinen Fall verpassen. Ein besonderes Highlight: Der Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH, der Chemnitz und die Kulturhauptstadtregion mit den Werken zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen innen verbindet.
Würden Sie sich wünschen, dass die Besucher verstärkt nicht so bekannte Reiseziele und Regionen ansteuern?
Ja, denn gerade abseits der bekannten Hotspots bieten Sachsens Regionen authentische Erlebnisse, Erholung ohne Überfüllung und oft überraschende Entdeckungen.
Man muss nicht weit fahren, auch „vor der Haustür“ kann man einen schönen Urlaub erleben: Insbesondere für Familien gibt es vielfältige Angebote in ganz Sachsen – ob Museum, Freizeitpark, Kletterwald, Schauwerkstatt oder Schloss – 14 familienfreundliche Urlaubsorte, 50 Unterkünfte und 85 Freizeiteinrichtungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet. Auch bei Regen gibt es viel zu Entdecken.
Und die gute Nachricht für Kurzentschlossene: es gibt fast in allen Regionen noch freie Kapazitäten – der Buchungsservice der regionalen Tourismusverbände sowie die örtlichen Touristinformationen unterstützen gern!
Inwiefern sind traditionelle Wintersport-Standorte auch Reiseziele für den Sommer – und auch schon den Anforderungen im Sommer gewachsen?
Absolut. Wintersportorte wie Altenberg, Eibenstock oder Oberwiesenthal sind längst Ganzjahresdestinationen und bieten im Sommer Outdoorerlebnisse für die ganze Familie, z.B.
- Mountainbiken & Murmelwanderweg in der Bikewelt Schöneck,
- neu eröffneter Erlebnisspielplatz „Wurzelrudis Seedorf“ in Wurzelrudis Erlebniswelt in Eibenstock
- Sommerrodelbahn, Kletterlabyrinth und Nautic-Jet auf dem Erlebnisberg Altenberg
Ein Ausflug ins Gebirge lohnt sich, auch um der sommerlichen Hitze in den Städten zu entfliehen.
Welche Badegewässer werden besonders stark frequentiert sein, und welche haben es verdient, erst noch richtig entdeckt zu werden?
Sowohl das Leipziger Neuseenland (u.a. Cospudener See, Markleeberger See, Kulkwitzer See) als auch das Lausitzer Seenland (u.a. Senftenberger See, Bärwalder See und mehr als ein Dutzend weitere Badeseen) sind mittlerweile bei Urlaubern und Einwohnern beliebte Ziele zur Abkühlung an heißen Tagen.
Doch auch hier gibt einzelne weniger bekannte Seen, die Ruhe und Erholung bieten, wie z.B. die Naunhofer Seen südöstlich von Leipzig, sowie viele weitere kleinere Wald- und Naturseen in nahezu allen sächsischen Regionen. Die Wasserqualität in den sächsischen Seen ist sehr gut.
Darüber hinaus nicht zu vergessen sind die über 200 Frei- und Naturbäder in Sachsen – die das Angebot ergänzen. Erst kürzlich wurde das Zschonergrundbad (Dresden) von Fit Reisen erneut zum besten Freibad Deutschlands gekürt.
Ein wichtiger Schwerpunkt in den Planungen ist der Fahrradtourismus. Wo sehen Sie da möglicherweise noch Nachholbedarf?
Sachsen bietet tolle Strecken, etwa die RockHead Gravelbike-Route zwischen der Sächsischen Schweiz und der Oberlausitz oder die BLOCKLINE im Erzgebirge. Der Elberadweg führt als einer der beliebtesten Fernradwege Deutschlands durch Sachsen.
Radfahrer finden in Sachsen gute Bedingungen, es erfolgen Investitionen in Infrastruktur: In den Landkreisen Bautzen und Görlitz wurde die touristische Beschilderung im Rahmen von SachsenNetz Rad (dem touristischen Hauptnetz der Radwege) auf einer Strecke von 1.465 Kilometern erst kürzlich erfolgreich abgeschlossen.
160 Gastgeber in Sachsen sind auf Fahrradtouristen spezialisiert und haben sich als Bett+Bike-Unterkunft auszeichnen lassen.
Die Herausforderung besteht in der Erhaltung und Pflege der Wege. Die aktuelle Radtourismusstudie Sachsen des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus wird weitere Potenziale aufzeigen – die finalen Ergebnisse werden im Sommer erwartet.
Bild: Philipp Herfort