REISELAND SACHSEN Nachfolgekinder . Mitgliedernachrichten 17 sondern auch für die Mitarbeiter. Darauf will ich noch mehr setzen, wenn ich das Unternehmen übernehme“, sagt Christian Heinze und hoff t, damit auch bei der Per- sonalsuche zu punkten. Arbeitsabläufe optimieren und den Be- trieb zukunftsfähig gestalten – das ist bis zur offi ziellen Übergabe und auch danach das oberste Gebot für Christian Heinze. Nachhaltigkeit steht deshalb ganz oben auf der Agenda. 2020 will er eine „Green Option“ einführen. Gäste können dann beispielsweise auf die tägliche Zimmerrei- nigung verzichten und bekommen dafür einen Getränkegutschein fürs Restaurant oder Rabatt auf den Eintritt ins National- parkhaus in Bad Schandau. Schon jetzt wird aus Gründen der Müllvermeidung auf gedruckte Hotelfl yer verzichtet, die Konzentration liegt auf dem Online-Auf- tritt. Auch bei den Lunchpaketen für die Gäste gibt es keine Umverpackungen wie Frischhaltefolie mehr, sondern eine wie- derverwendbare Brotdose, wie man sie in jedem Schulranzen fi ndet. Außerdem verzichtet Christian Heinze im „Goldstück“ zunehmend auf Produkte mit Palmöl und Soja und achtet bereits beim Einkauf der Produkte darauf, möglichst wenig Müll zu erzeugen – sofern es die Industrie und die Hygieneregeln für Gastronomen zulas- sen. Zudem setzen Heinzes auf regionale Produkte – das fängt bei den Äpfeln von Plantagen in der Umgebung an und hört beim Fleisch aus Dürrröhrsdorf auf. „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für die regionale Landwirtschaft, auch in der Gastronomie. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten“, sagt Christian Heinze. Unternehmern, die ihre Nachfolge regeln wollen, empfi ehlt er, nicht zu spät damit zu beginnen und unbedingt Beratung in Anspruch zu nehmen, vor allem hinsicht- lich steuerlicher und gesetzlicher Rege- lungen. Das gelte nicht nur für das Be- herbergungs- und Gaststättengewerbe. Wird die Nachfolge familienintern gelöst, komme es darauf an, an einem Strang zu ziehen, viel miteinander zu sprechen und Kompromisse zu machen. Christi- an Heinze denkt übrigens schon jetzt darüber nach, wer ihm einmal nachfol- gen könnte. Seine Tochter? „Das stelle ich ihr frei, aber sie ist ja auch erst zwei Jahre alt“, sagt er mit einem Lächeln. Ob er den Familienbetrieb in Bad Schandau selbst bis zur Rente führen wird? Wer weiß, denn da wäre ja noch der Traum, nach Schottland auszuwan- dern, vielleicht in 20 Jahren – wenn sich denn in dieser heute noch fernen Zu- kunft jemand fürs „Rote Haus“ und das „Goldstück“ findet. Uta Schirmer oFFene ZertiFiZierte radwegekirChen Auf ein Wort: Pfarrer Michael Schleinitz, Pfarramtsleiter der Philippuskirchgemeinde Lohmen Wer den Marktplatz von Stadt Wehlen in der Sächsischen Schweiz betritt oder befährt, kann die Kirche nicht übersehen, an der groß „Radfahrerkirche“ steht. „War- um Radfahrerkirche?“ So wird oft gefragt. Eine Betreuerin sagte dann gern: „Weil unser Pfarrer Fahrrad fährt.“ Richtig, ich fahre viel Rad, weil ich mei- ne, dass Radfahren gut tut, dem Klima und auch meiner Gesundheit. Es tut den Menschen gut, bei denen ich so schnell mal anhalten kann, um ein paar Worte zu wechseln, schneller als mit dem Auto. Meiner Seele tut es gut, weil ich so Tempo herausnehmen und die von Gott schön geschaff ene Welt viel besser wahrneh- men kann. Radfahrerkirche also, weil viele Christen das Radfahren und eine entspre- chende Lebensweise als Ausdruck ihres christlichen Glaubens empfi nden? So habe ich gedacht und viele entspre- chende Aktionen durchgeführt. Die Idee, die Kirche „Radfahrerkirche“ zu nennen muss aus ähnlichen Gedanken entstanden sein. Inzwischen merke ich, dass – wohl wegen der Berge – hier gar nicht so viele Radfahrer wohnen. Ak- tionen wie unsere jährliche Rundfahrt durch die Gemeinde (5 Kirchen, 25 km bei 250 m Höhenunterschied mit herrli- chen Aussichten), Fahrradausfl üge oder die mehrtägigen Radreisen zu Kirchen- tagen fi nden zwar Beachtung, aber kaum Teilnehmer. Und zuweilen wird gefragt: „Wir sind keine Radfahrer, dür- fen wir trotzdem eintreten?“ So wollen wir also eher eine „Radwege- kirche“ sein, wie die offi zielle Bezeich- nung sinnvollerweise jetzt heißt. Das beschreibt besser, was wir erleben: „Men- schen auf dem Wege“, Touristen mit Rad, Bahn, auch Auto, zu Fuß, betreten mitten in der Woche die geöff nete Kirche, be- trachten die Architektur, nehmen die stil- le Atmosphäre wahr, beten, zünden Ker- zen an und suchen auch das Gespräch. Eine „Radwegekirche“ kann wie eine „verlässlich geöff nete Kirche“ zertifi ziert werden, wenn sie einige Kriterien erfüllt, vor allem regelmäßig mindestens fünf Tage in der Woche täglich vier Stunden geöff net ist, und zwar mindestens ein halbes Jahr lang. Darüber hinaus soll sie in unmittelbarer Nähe zu einem Radwan- derweg liegen, Abstellmöglichkeiten, Orte für die Rast sowie einen Zugang zu Trinkwasser und Toiletten haben. All dies ist bei uns gegeben. Die Kirche liegt un- mittelbar am beliebten Elberadweg. Sie hat einen Gebetsstein, eine Toilette, ei- nen Trinkwasserbrunnen und einen gast- lichen Garten mit Fahrradständer und Bänken. Wir gestalten regelmäßig Aus- stellungen mit Künstlern, aber auch Fo- toausstellungen zum Thema Radfahren. Das Gästebuch dokumentiert, dass der Ort der Einkehr dankbar angenommen wird. Unsere Kirche hat damit neben ihrer Funktion als Gottesdienstkirche für eine sehr klein gewordene Gemeinde eine weitere neue Funktion gewonnen. Sie ist Einkehrstätte für viele Menschen, die in unseren Tagen unterwegs sind. www.radfahrerkirche-wehlen.de