15 reiseland sachsen gastfreundschaft zu ihnen komme ich nicht! ein kommentar von peter stawowy, freier mitarbeiter der sächsischen landeszentrale für politische bildung sachsen, land von welt? für die tourismusbranche ist „gast- freundschaft“ ein zentraler grundwert. wie aber soll die säch- sische tourismusbranche mit dem kontrovers diskutierten the- ma asyl umgehen? wie weltoffen und gastfreundlich sind die sachsen wirklich? diese und andere fragen thematisierte eine gemeinsame workshop-reihe des landestourismusverbands sachsen e. v. (ltv sachsen) und der sächsischen lan- deszentrale für politische bildung (slpb). nach der auftaktveranstaltung im november 2015 in dresden tourte der „dialog der gastgeber“ bis ende mai als workshop durch das ganze land.„vom umgang mit kritischen gästestimmen bis hin zum miteinander im tourismusalltag“ lautete dabei der untertitel – denn in der vom ltv sachsen auf den weg gebrachten initiative sollte es nicht nur um das image des freistaates gehen. insgesamt neun mal diskutierten die teilnehmer aus den regionen die fragen, wie die jüngsten entwicklungen im freistaat einzuordnen und wie mit dem daraus resul- tierenden(medien-)bildsachsensumzugehensei.immittelpunktstandimmerauch die frage, wie touristiker auf kritische gästestimmen reagieren können – etwa die über 800 beschimpfenden, beleidigenden und besorgten e-mails und anrufe, die nach den ereignissen in clausnitz bei der nahegelegenen tourist-info in rechenberg- bienenmühle eingingen. die asyldebatte wirkt auch auf den tourismus „aber welche urlauber möchten die sachsen in ihrem sauberen land willkommen heißen? richtige deutsche? mit der richtigen, also rechten gesinnung?“ schrieb beispielsweise ein empörter leser aus berlin als reaktion auf einewerbebeilage einer sächsi- schen region in seinertageszeitung. wie reagiert man darauf„richtig“? reagiert man überhaupt? das hängtimmervomeinzelfallab.faktist:eineemotionalekommu- nikation erwartet immer eine emotionale reaktion, sagt die psy- chologie. also einfach zum tagesgeschäft überzugehen und für die region zu werben, macht im vorliegenden falle keinen sinn. aber: nicht jeder, der schreibt, dass er nicht (mehr) kommt, hätte die reise überhaupt jemals angetreten. es gilt also, die hinter der kommunikation liegende intention zu erkennen, um die angemessene reaktion zufinden.imfachjargonderkommunikationsbranche:wasistdieselbstkundgabe des absenders? sind es angst und sorge oderwut? oder am ende sogar frustration über persönliche belange? zwischen berechtigter sorge und biografischer frustration die selbstkundgabe, das wurde im rahmen derworkshopreihe und im besten sin- ne der politischen bildung deutlich, gilt es auch bei den ausufernden diskussionen innerhalb sachsens zumthema asyl herauszufinden. das legte dervortrag von dr. justus ulbricht, historiker, erwachsenenbilder und im auftrag der slpb moderator zahlreicher anwohnerversammlungen zumthema asyl wunderbar offen. tenor seinesvortrags„was passiert hier eigentlich gerade? hintergründe der aktu- ellen asyldebatte“: anhand desthemas asyl werden derzeit in sachsen gleich eine ganze palette anderer themen und befindlichkeiten „mitverhandelt“. die diffuse mischung aus unsachlicher kritik, ängsten, berechtigten sorgen, manifesten ag- gressionen und übergriffen, vorurteilen, falschinformationen und biographische frustrationen gilt es auseinanderzuhalten und einzeln zu bewerten. nur so wird die sachliche diskussion überhaupt erst möglich. eine diskussion und das verste- hen der aktuellen debatten aber sind auch für touristiker dringend nötig, wirken diese doch direkt und indirekt auf die außenwahrnehmung sachsens durch die touristische kundschaft ein. bemerkenswerte beobachtung aus sicht des medienkenners: die meistenteilneh- mer hatten bislang nur sehr wenige reale berührungspunkte mit asylbewerbern – weder negative noch positive erfahrungen konnten vorgetragen werden.vielmehr bestimmen die medienberichterstattung und gefühlte wahrnehmungen das bild. sollte die ganze hitzige debatte am ende primär ein medienthema sein? als fazit der„tour durchs land“ lässt sich festhalten: auch wenn es nicht aufgabe des tourismus ist, die pro- bleme der politik zu lösen, so ist die branche doch an vielen stellen be- troffen oder sogar involviert. umso wichtiger sind das hintergrundwis- sen und die argumentationshilfen, die im rahmen des workshops ver- mittelt wurden. mehr als einmal kam aus der teil- nehmerschar der wunsch, auch in zukunft in vergleichbarer formthe- men„über dentellerrand hinaus“ zu besprechen. kontakt ltvsachsen referentinqualität,bildungundinnovation mandyeibenstein telefon035149191-20 eibenstein@ltv-sachsen.de www.ltv-sachsen.de sächsischelandeszentrale fürpolitischebildung(slpb) mehrinformationenunter: www.slpb.de hintergrundlektüre und informationsseiten es gibt zahlreiche möglichkeiten, sich mit denthemen„asyl“,„migration“,„flucht“ und„zuwanderung“ zu beschäftigen. informationen zu asyl und migration bundesamt für migration und flüchtlinge: www.bamf.de/de/infothek/statistiken/asylzahlen/asylzahlen-node.html bundesregierung:„flucht, migration, integration: fakten und hintergründe“ www.bundesregierung. de/webs/breg/de/themen/fluechtlings-asylpolitik informationen zur kriminalität landeskriminalamt sachsen: www.polizei.sachsen.de/de/lka.htm landesamt fürverfassungsschutz: www.verfassungsschutz.sachsen.de/ darüber hinaus bietet die sächsische landeszentrale für politische bildung und die bundeszentrale für politische bildung zahlreiche, aktuelle publikationen auf ihrenwebseiten an. www.slpb.de/buecher/ www.bpb.de/shop/publikationssuche/ „richtig! da, wo es brennt, ansetzen… weiter so!“